Wenn der Hamster mal wieder nicht läuft
Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen hat geschriebenes Wort noch immer eine viel höhere Bedeutung als gesprochenes. Ich persönlich profitiere davon durchaus, denn erstens kann ich mich via Tastatur einigermaßen gepflegt mitteilen, zum anderen rattern mir oft so viele Gedanken und Aspekte durch das Hirn, dass es mir schlichtweg einfacher fällt, die einigermaßen wohlsortiert zu Papier Bits und Bytes zu bringen, als sie über meine Zunge und die Stimmbänder in die Welt hinaus zu posaunen. Nicht dass ich das nicht auch kann, aber das Schreiben verlangt oder ermöglicht einfach eine Idee mehr Reflektion vor der Äußerung und das ist gar nicht mal so schlecht.
Aber ich schweife ab. Worauf ich eigentlich hinaus will, ist dies: Heutzutage kann jeder Hoschi seine Meinungen, Ansichten und spinnerten Ideen irgendwo in Internet hineinschreiben und besitzt dabei eine theoretische Reichweite von zig Millionen Lesern. Und weil das spinnerte Zeug eben nicht im Bus aufgeschnappt wurde, sondern im Netz, reicht das vielen offenbar als Beleg für Seriosität und Wahrheit.
Wenn ich alleine sehe, auf was für windige Quellen sich manche Nutzer bei uns im BVB-Forum beziehen, um Transfergerüchte zu verbreiten…
Mir fehlt da – sicher nicht bei allen, aber doch bei einigen – die nötige Fähigkeit, Gelesenes abzuwägen, zu gewichten und schließlich zu bewerten. Nicht alles, was in irgendwelchen Foren steht, ist wahr. Nicht einmal alles, was bei Spiegel Online, FAZ.net oder dem Internetauftritt der Süddeutschen steht, ist immer wahr – und das sind zweifellos mit die seriösesten Vertreter ihrer Branche.
Doch wie bringt man die Leute dazu, über das Geschreibsel auch nachzudenken, dass sie da stumpf konsumieren? Was tun, wenn der Hamster einfach nicht laufen will, weil er es gewohnt ist, bei Geschriebenem gar nicht mehr groß zu hinterfragen?
Ich meine: Es ist ein herausragendes Kompliment für unsere Medienlandschaft, dass dem geschriebenen Wort so viel Vetrauen entgegen gebracht wird. Und trotzdem wäre es wichtig, insbesondere Kindern und Jugendlichen schon in der Schule eine gewisse Medienkompetenz an die Hand zu geben. Und die sollte freilich nicht dort aufhören, wo man sie mit dem erhobenen Zeigefinger daran hindern will, Pornoseiten anzusurfen oder Bombenbauanleitungen nicht auszudrucken.
Vielleicht bleiben einem dann auch mal Beiträge der Qualität „Quaresma zum BVB?“ erspart.
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Schlagwörter: Ansichten, Gerüchte, Medienkompetenz
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